Der Mann im Anzug

Auszug aus der Bachelorarbeit von Johanna Fleischer zur Erlangung des Titels Bachelor of Arts im Fach Soziologie, betreut durch Prof. Martina Löw an der TU Berlin

Ein blinder Fleck der Modetheorie

Ist der Anzug eine Mode oder eine Tracht? Dieser Frage gehe ich in meiner BA-Arbeit nach. Seit der Einführung des Utility-Suits nach dem Zweiten Weltkrieg, scheint sich zumindest die Herstellungsweise und Schnittführung einigermaßen bewahrt zu haben; mit Ausnahmen von Proportionsverschiebungen, wie der Breite und Länge des Revers oder des Materials. Mit dem Aufkommen von jungen Designern und Schneidern ab den 1970er Jahren werden die strengen Vorlagen wiederum aufgeweicht. Andere Designer brechen vollständig mit den Traditionen, vor allem die aus anderen Kulturkreisen, wie die Japaner Yohji Yamamoto oder Rei Kawakubo. Aber auch britische Designer wie Vivienne Westwood haben den Anzug schon öfter dekonstruiert. Eine schleichende Dekonstruktion vollzieht sich auch im alltäglichen Anzug, wo das Jackett nun auch zur Jeans getragen wird.

In meiner Bachelorarbeit kann ich zeigen, dass die bisherigen Theorien über Kleidung und Mode zu engführend sind. Daher werden wichtige Aspekte übersehen. Ganze Jahrzehnte der Kleidungshistorie werden einfach ausgeblendet. Erstens sorgt die fortschreitende Rationalisierung der Welt dafür, dass ganze Stile als funktional-ästhetisch verstanden werden und damit als außerhalb der Mode stehend. Die Mode wird dagegen als irrational beschrieben und stünde somit im Gegensatz zu allem, was rational erklärbar ist. Zweitens wird die Mode oft als ein weibliches Phänomen betrachtet. Die Moden der Frauen dominieren die Fallbeispiele der Theoretiker, auch der Markt und die Hersteller verfolgen diese Hervorhebung. Der Mann tritt neben dem Überangebot für Damen fast vollständig in den Hintergrund. Das patriarchale Weltbild zeigt sich in diesen Theorien als stummes Ignorieren der Tatsachen. Das männliche Geschlecht kann ohne verurteilt zu werden walten, während die Frau stets alle Augen auf sich zieht. Drittens hat die Modetheorie oft keinen definierten Begriff ihres eigenen Gegenstandes. Kleidung wird mal Mode genannt, wenn sie durch einen Wandel gekennzeichnet ist und ein anderes Mal, wenn sie sich verstetigt. Wenn sie sich nicht verändert, dann wird sie oft auch nicht als Mode sondern als Tracht bezeichnet. Gern rückt man die auffälligsten und verrücktesten Kleidungen ins gesellschaftliche Bewusstsein, ohne dabei zu kritisieren, dass diese weder Verbreitung erfahren, noch dass sie sich längerfristig durchsetzen. So werden Haute Couture, Kunst, Pret-a-Porter und Massenware bunt zusammengewürfelt und je nach Argument wird dasjenige aus der Bekleidungsindustrie hergenommen, welches am besten passt. Als vierter Punkt ist ergänzend zu kritisieren, dass der Körper oft aus den Augen gelassen wird. Und fünftens wird die Alltagskleidung so sehr von Werbung und dem Markt überdeckt, dass die tatsächliche Kleidung, die man auf den Straßen findet, kaum in den Überlegungen vertreten ist.
Um dem Problem des Begriffs Mode beizukommen verwende ich den habituellen Modebegriff der beschreibt wie Kleidung getragen wird, nicht wie sie sich medial verbreitet. Mit dem habituellen Modebegriff, lassen sich Kleidungen und Kleidungskombinationen differenzierter betrachten. Die industriellen Moden stehen außerhalb dieser Definition, können aber Einfluss nehmen und fallen so auch nicht gänzlich aus der Betrachtung heraus. Um also die Frage dieser Arbeit zu beantworten: Der Anzug kann nach dieser Definition als Mode beschrieben und mit den Modellen der Modetheorie analysiert werden.

Der_Anzug

Meine Analyse zeigt: Mit dem Anzug ist es gelungen ein Kleidungsensemble in einer verbindlichen Form zu fixieren, die gerade durch die Fixierung ihre modische Ausdrucksform findet. Die Fixierung bezieht sich sowohl auf die Stabilität des Schnitts durch seine Komplexität, als auch auf die Relevanz ihrer sozialen Bedeutung. In kaum einer anderen Mode ist es so wichtig wie beim Anzug einen Konsens herzustellen. Ist keine einheitliche Form gegeben, muss der Anzug schließlich als dem ausgesprochenen Ziel nicht zuträglich gewertet werden und wird damit als Anzug negiert. Hier stellt sich der Anzug deutlich gegen andere Konzepte die sich durch eine Überbetonung der Mode als Wandel legitimieren.

Nach meinen Überlegungen ist mir klargeworden, dass eine Modetheorie, die versucht die Mode als ein ganzes Phänomen zu verstehen und zu erklären, scheitern muss. Stattdessen ist es sehr viel aufschlussreicher einzelne Institutionen einer habituell verbreiteten Mode zu untersuchen. Auch die industriellen Moden bieten sicherlich interessante Erkenntnisse. Es scheint aber wichtig, vereinzelte Artefakte zu fokussieren, ihre vestimentären Codes, oder Mentefakte herauszustellen und über ihre Erscheinungsform hinaus begreifbar zu machen.

 

Bei Interesse kann ein PDF der vollständigen Arbeit über Contact angefordert werden.

Zitationsvorschlag:
Fleischer, Johanna (2016): Der Mann im Anzug. Ein blinder Fleck der Modetheorie. Bachelorarbeit, betreut durch Prof. Martina Löw, TU Berlin. http://www.fashionresearch.de

Gender in der Mode

Hausarbeit im Seminar Soziologie der Geschlechter bei Prof. Christiane Funken, WiSe 2017/18, TU Berlin

Kuriositätenkabinett oder Vorreiter und Spiegel eines gesellschaftlichen Wandels?

„Nirgends umarmen sich Toleranz und Intoleranz so wie in der Modewelt. Ausgerechnet die Branche, die so viele Menschen ausschließt, weil sie zu dick, zu klein, zu hässlich sind, schafft immer wieder Platz für die Vielfalt – der Hautfarben, der sexuellen Vorlieben, der Geschlechter-Identität.” (Zerwes 2017) In dieser Arbeit soll geprüft werden, was derzeit häufig in internationalen Medien diskutiert wird. Ist die Mode im Begriff die klassischen Genderrollen aufzulösen? Zeitschriften und Magazine feiern den Mut der Designer und Labels Transsexuelle und transgender Modells auf die Laufstege zu schicken. Die Zeit lobt die revolutionären Ansätze zur Aufhebung von Gender und die Internet-Plattform „Business Of Fashion“ organisiert Podiumsdiskussionen zum Thema. Doch wie gesellschaftsrelevant ist eine Neuorganisation der Schönheitsideale auf den Laufstegen? In einem ersten Schritt soll der Begriff Mode deutlicher umgrenzt werden. Da es sich um einen sehr breiten Begriff handelt ist eine Einschränkung und Einteilung durchaus notwendig, bevor sich eine weitere Betrachtung der Fragestellung lohnt. Danach soll betrachtet werden, auf welche Arten die klassische Aufteilung des Geschlechts in der Modeindustrie durchbrochen werden kann, mit welchen Mitteln dies erreicht wird und welche Folgen das im gesellschaftlichen Bild hinterlässt.

Das vollständige Paper ist hier zu lesen:

Mode und Gender_HA_Fleischer_337577

Zitiervorschlag:
Fleischer, Johanna (2018): Mode und Gender. Kuriositätenkabinett oder Vorreiter und Spiegel eines gesellschaftlichen Wandels? Hausarbeit im Seminar Soziologie der Geschlechter. Funken, Christiane, Technische Universität Berlin.

3D-Druck in der Prothetik: Der Körper in Zeiten technischer Reproduzierbarkeit

Detailliert beschreibt René Descartes die inneren Funktionsweisen des Körpers in unterschiedlichen Schichten bestehend aus Kanälen, Sehnen, Bändern und verg

prosthetic arm on blue background

leicht diese mit dem Aufbau einer Maschine (vgl. Descartes 1637: textlog.de/35548.html). Seinen Ansichten über den Körper liegt zugrunde, dass Schmerz und Leid dem Körper durch äußere Einwirkungen zugefügt werden. Schmerz und Krankheit sind aus dieser Sicht nicht mehr „auferlegt“, sondern durch medizinische Untersuchung nachzuvollziehen. Ihr Auftreten wird rekonstruierbar und damit auch vermeidbar. Diese Vorstellung wirkte im 17. Jhd. blasphemisch, denn sie enthob den Körper einem göttlichen Plan. Damit wurde das behandeln von Leiden dem menschlichen Vermögen zugesprochen und rechtfertigte so nicht nur die Manipulation des Körpers, sondern auch seine Erweiterung und Ergänzung durch Technologien. Die Medizin der Moderne beruht auf dieser mechanizistischen Vorstellung. Zur modernen Medizin gehörte auch die Entwicklung von Prothesen als Ersatz für fehlende Körperteile. Diese imitieren im Gegensatz zur Krücke die spezifischen Funktionalitäten des fehlenden Gliedes.

Bei professionellen Anbietern, wie dem Orthopädieunternehmen Otto Bock, liegt laut einem Welt-Artikel der Preis für eine mechanische Armprothese zwischen 10.000,- € und 60.000,- € (vgl. Leocadia Pleiss 2015: http://www.welt.de). In Ländern ohne Krankenversicherungssystem ist dies ein Preis, der vor allem für Heranwachsende, die ständig neue Prothesen benötigen, unerschwinglich ist. Der 3D-Druck mit Kunststoff macht es jedoch möglich, schnell und kostengünstig Prothesen mit einfacher Mechanik selbst herzustellen. Der Kostenaufwand einer einfachen Handprothese liegt dann nur noch zwischen 100,-€ und 50,-€ pro Prothese. Diese Technologie ermöglicht daher deutlich mehr Menschen den Erwerb einer Prothese. Als die Radsportlerin Denise Schindler bei den Paralympics 2016 mit einer 3D-gedruckten Beinprothese an den Start ging, stellte sie damit außerdem die Belastbarkeit der gedruckten Prothesen unter Beweis (vgl. 3D Natives 2018: 3dnatives.com).

Im Falle der selbstgedruckten Prothesen ist es besonders interessant, dass nicht versucht wird, das fehlende Körperteil optisch zu imitieren. Im Gegenteil sind die 3D-gedruckten Prothesen oft farbenfroh oder in anderer Weise auffällig gestaltet. Dies führt zu einer Betonung der Prothesen und damit zu einer Veränderung des Blickes auf den behinderten Körper. Kernfrage dieser Arbeit ist daher, wohin sich der gesellschaftliche Blick auf Prothesen und Körper durch eine Open-Source und 3D-Druck-Prothese entwickelt.

Vollständiger Artikel:

HA_3D-Druck-Prothetik_Fleischer2019

Zitationsvorschlag:
Fleischer, Johanna (2019): 3D-Druck in der Prothetik. Der Körper in Zeiten technischer Reproduzierbarkeit. TU-Berlin. SoSe 2019. Technik- und Innovationssoziologie.

Sociology of Arts: Cooperation of Artworks

Essay for the Seminar “Sociology of Arts”. Lecturer: Dr. Martin Fuller, SoSe 2019, TU Berlin.

To go Apeshit

A video from the Carters, better known as Beyoncé and Jay Z, entitled “Apeshit” was released on June 16, 2018, and caused a stir. First, the album “Everything is Love” was released by the two musicians very surprisingly. But then the video also hit like a bomb in the social media canals. In less than a day it was clicked more than a million times. And not a few reputable media called it a big impact for the pop and the art world, dedicating reports to the video, analyzing the connection between the
paintings and the musicians.

Lets try a discussion of Howard Becker’s theory on the example of the music video “Apeshit”. In my review of the video with Becker’s theory, I developed four approaches to characterize this artwork and its success:

1. Art cooperates with art: In a first attempt, I put forward the thesis that art cooperates with other works of art and thus achieves a higher visibility and becomes more successful. In the case of the video, this was my first guess, because most of the comments and reports referred to the artwork in the video. Also, setting up a “Beyoncé and Jay Z Tour” in the Louvre convinced me of the idea that there must be a mutually reinforcing moment. But on closer inspection it is noticeable that there are no real references between the artworks in the video. The lyrics treat wealth and luxury and the phrase “I can not belive we made it” is always emphasized. This leads to the conclusion that here the artwork, that is “quoted”, is shown just as a status symbol. It means the symbol for wealth and power are used, but not the artistic work. Without clearly referring to the pictures as art or connecting with them, my second approach
seems more plausible to me.

2. Art as decoration for art: This consideration thinks of art, which is referred to in other art as pure decoration. The magazine “Rolling Stone” writes in an article about the video quite aptly:

The Louvre’s stature depends on people believing that “The Coronation of Empress
Joséphine” is the art, but the eye tells a different story – hanging behind Beyoncé and her
dancers, the painting is reduced to wallpaper. (Leight for Rolling Stone, June 17th)

Not only does Beyoncé in her video adorn herself with the symbolism of these works of art, she even overwrites them in a certain way by choosing the art of the Louvre as the backdrop to her performance. But the override does not take place without criticism. This criticism is presented in the video in the juxtaposition of African American Culture and Western Culture. This thought leads me to a third approach.

3. The cooperation of conventions. The juxtaposition of cultures is strongly emphasized in the video. Most actors, dancers and artists are darkskinned, but the pictures on the walls, except of one, show white people. With the staging of these people in an obviously white connotated space not only a criticism becomes loud, namely that museums prefer white art, but also put another convention on display. The convention of black artists to profile themselves on wealth and power. In a sense, racist ideas are thereby reproduced.
But this is a cultural convention also commonly found in hiphop, as emphasized by Beth
Coleman in her essay “Pimp Notes on Autonomy”:

For him [the black pimp] to be the master is a local revolution unto itself; for him to trade in a localized zone of human labor is the twist of the screw to the point of giddiness. […] Pimping is not the only form of black agency to exist during slavery and to prosper in a nation with racial policy. It is, though one of the most famous forms of black representation because it reaffirms the logic of mastery. (Coleman 2003, P. 73-80)

Last but not least, connections can be made to an ancient master and slave relationship, which undergo a radical reversal in the new cultures. In that the artist becomes the ruler, as in the figure of the “Pimp”, especially in HipHop, where it stylizes into an art figure.

4. Brand versus artwork: My last approach looks deeper into the production and the making of this video and at the same time it takes me away from viewing a work of art. First, we have to ask, what’s the artwork here: the video, the Carters, the song, or the composition of all these elements? The artists themselves are the ones that come to the fore in reports. But also the museum plays no insignificant role in the value of the video. On the other hand, little attention is given to cinematographic art, which actually sets all the components to a remarkable stage. The song also plays a marginal role, it is the noise that accompanies the impressive scenery. The focus here is on powerful brands. Beyoncé as the selfproclaimed Queen B, Jay Z calling himself the CEO of HipHop, and the Louvre, a socially recognized temple of Western art and culture. Is it in the end just an economic cooperation of three brands that release a special edition of themself and mutually reinforce each other? The brand may be a cooperative product, but it still embodies the spirit of the divine genius and deliberately obscures the networks behind its production. The brand is thus actually a reversal of the artist’s disenchantment, a new form of
idolization of the individual. And a visible surface for advertisement, for example for luxury products like fashion or art. In the video you can see the musicians only in expensive fashion brands, dancing in front of artworks beyond price. This brings us back to our earlier thoughts about cooperation, decoration and conventions.

Conclusion

First, it must be added that not only individuals can cooperate with each other, but also works of art of all kinds. Especially in music the use of cinematography art is common for digital media. But the cooperation is not always equal and ensures that both artforms come to the fore. As in the example, only some work of arts are in front. Here, the distinction of art, not only in the nature of their material, but also their conventions in the analysis must be considered. It turns out that different conventions can be found in a work of art. The last finding that the artist becomes a work of art is a pop art phenomenon that should be given more attention. Especially in the economic marketing of art, new personalities are created, which can be considered as a work of art per se and thus follow other rules in materiality, convention and production. To confirm a
more thorough analysis of these considerations is needed. But even with only theoretical
assumptions it is possible to expand Becker’s theory.

For full PDF please send a request via Contact

Citation suggestion: Fleischer, Johanna (2019): Cooperation of Artworks. For the Seminar: Sociology of Arts. Lecturer: Dr. Martin Fuller. Sose 2019, TU Berlin. http://www.fashionresearch.de.

Der Schuh als Instrument des Körpers

Eine Hausarbeit im Rahmen des Seminars Körper-Technik-Kopplungen SoSe 2015, TU Berlin


Wie der Schuh Körper-Technik-Kopplung hervorbringt

Auszug aus der Ethnografie:

Der Golfer und sein Schuhzeug

Als ich 2010 mit meinem Designstudium fertig wurde bekam ich eine Stelle bei einer Bekleidungsfirma, die sich auf Golfsportbekleidung spezialisiert hatte. Der Verkaufsschlager waren Golfschuhe, die aussahen wie Sneaker. Als Assistentin hatte ich die Aufgabe dem Chefdesigner neue Entwürfe zu liefern und technische Details zu entwickeln. Der Golfschuh entpuppt sich nun als ein interessantes Beispiel für eine mikrosoziologische Betrachtung des Schuhwerks.

Der Golfschuh ist ein traditionsreiches Objekt, dass durch die feine englische Gesellschaft etabliert wurde. Dabei handelt es sich meist um einen eleganten Lederschuh im Budapester Stil, mit einer glatten Ledersohle, die sich gut auf dem Rasen dreht und ihn dabei nicht zerpflückt. Für lange Märsche über das grün sollte der Schuh gut gepolstert und bequem sein, als auch wettertauglich. Wer nicht über passendes Schuhzeug verfügt darf das Grün des Golfplatzes nicht betreten. Die Regeln dieser Gesellschaft werden beim Erwerb der Platzreife vermittelt. Dabei wird durch einen erfahrenen Trainer dem Schüler die Haltung beim Abschlag, die richtige Wahl beim Schläger und der höfliche Umgang mit anderen Spielern gezeigt. Auch die Kleiderordnung hat einen hohen Stellenwert. Schilder im Klubhaus erinnern daran, das Straßenschuhe und Jeanshosen nicht gern gesehen sind. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird höflich, aber bestimmt auf diese hingewiesen, was als peinlich gewertet werden muss, da man sich als ein Outsider zeigt. Doch der traditionelle Golfschuh hielt dem Trend der technischen Innovation nicht stand. Er erscheint als feiner Lederschuh für ein zunehmend rationalisiertes Sporterlebnis zu wenig ausgefeilt. Den größten Absatz machte die Firma, bei der ich arbeitete, mit wechselbaren Spikes, die man mit Schrauben in den Schuh drehen konnte. Dazu bedurfte es jedoch einer neuen Sohle. Die herkömmliche Ledersohle war zu dünn für die Schrauben. Sie musste verstärkt werden, damit auch die Gewinde darin Platz hatten. Zusätzlich wurde sie aus Gummi gefertigt, was eine günstigere Herstellungsweise ermöglichte und neue Formgebungsmöglichkeiten. So war es möglich einen Sportschuh, ähnlich einem halbhohen „Converse All Stars“ auf die Sohle zu setzen. Ein klarer Bruch gegen die Regeln der klassischen Golfergemeinde aber ein Verkaufsschlager beim jungen Klientel. Bei meiner Arbeit ging es vor allem darum die Sohle entscheidend darauf abzustimmen, dass die Bewegung beim Golfen perfekt gestützt werden. Dies war Millimeterarbeit bei der Positionierung der Spikegewinde. Immer wieder beobachteten wir die Abschlagsdrehung eines Sportlers, testeten die Prototypen und versuchten so die größtmögliche Übereinstimmung zu finden. Alles geschah an unserem Hausmodell. Von diesem Hausmodell ließen wir einen Fußabdruck nehmen, aus dem ein Leisten gefertigt wurde. Dieser Körperabdruck diente nun als Schablone für das Schuhdesign. Es gilt den Schuh perfekt dieser Körperform anzupassen. So sollen bestimmte Areale gestützt, andere geschützt und vorteilhaft geformt sein.

Die vollständige Hausarbeit als PDF hier lesen:

Der Schuh_Fleischer_2015

Zitationsvorschlag: Fleischer, Johanna (2015): Der Schuh als Instrument des Körpers. Hausarbeit im Seminar: Körper-Technik-Kopplung bei Cornelius, Schubert. TU Berlin.


[1] GA:  Heidegger, Martin (1936):  Der  Ursprung  des Kunstwerks, 19.

Die Rekonstruktion des Vergangenen durch kommunikative Interaktion

Kurzstudie im Seminar “Einführung in die Raumsoziologie” bei Gunter Weidenhauser, TU Berlin (SoSe 2016)

Familiengruft_AssosDiese Studie behandelt die ethnografischen Beobachtungen einer Gruppe Jugendlicher bei ihrem Besuch der Ruinenstätte von Assos. Die Gruppe ist eine 12. Klasse von 23 Schülerinnen und Schülern (im Folgenden SuS) und drei Lehrern (L 1-3) einer freien Schule die auf Studienreise in die Türkei reisten. Da ich als Betreuerin der SuS ohne Lehrauftrag mitfahren konnte, waren die Bedingungen für eine teilnehmende Beobachtung ideal. So konnte eine Studie der Situation ohne Reaktivität durchgeführt werden.

Folgende Fragen galten als Leitfragen für die Beobachtung. Wie nähern sich die SuS und die Lehrer dem Raum? Was tun sie dort? Gibt es auffällige Momente, Gespräche oder Andeutungen, die darauf schließen lassen, dass eine Rekonstruktion des materiellen Raums geschieht.

Theoretische Annäherung: Die Strukturationstheorie nach Anthony Giddens

Um das Beobachtete zu erklären, möchte ich Anthony Giddens Ideen zur Strukturation anwenden. Zunächst muss man, wie Giddens hervorhebt, davon ausgehen, dass jeder Mensch Gründe für sein Handeln hat. Diese können bewusst oder unbewusst, abhängig oder unabhängig vom Kontext sein. Das Wissen jedes einzelnen hängt in hohem Maße von seinen Kontextbedingungen ab, aus denen er handelt. So ergibt sich in der täglichen Praxis ein “Flow” mit dem sich Unsicherheiten durch unbekannte Konsequenzen und somit wiederum unintendierte Folgen vermindern lassen. Diese führen zu Routinen die Giddens als die dominante Form von Aktivität beschreibt und zur Institutionalisierung von Sozialem führen. Die Routinen sind nicht zwingend bewusste Formen sondern wiederum abhängig von der “Dualität der Struktur” (Giddens 1986, 281). Mit der Dualität ist an dieser Stelle gemeint, dass die soziale Handlung nicht nur dem Zweck des Individuums dient, sondern im selben Augenblick eben auch das Mittel zur Reproduktion des sozialen Systems ist (vgl. Giddens 1986, 19). Ein wichtiger Teil der Dualität von Struktur  ist dann die soziale Integration und die Systemintegration. Mit sozialer Integration meint Giddens die Einbindung anderer Akteure als “Co-Präsenzen” die durch reflexives Beobachten zu reziproken Handlungen führen, also ein Wechselspiel zwischen Akteuren und deren Handlungen.  Die Systemintegration beschreibt einen ähnlichen Vorgang mit Kollektiven und der materiellen Umwelt, was Giddens “time-space” nennt (Giddens 1986, 28). Im Folgenden sollen diese theoretischen Konzepte auf eine Beobachtung angewandt werden.

Gehen wir also davon aus, dass eine Reisegruppe aus 26 verschiedenen Personen über unterschiedlichste Intentionen und Wissenbestände verfügt und dabei ein Gefüge aus verschiedenen sinnhaft und aufeinander abgestimmten Handlungen darstellt. So kann man aus den Beobachtungen der Gruppe sagen, dass die SuS über einen sehr geringen Kontext verfügen, was das vergangene Stadtgefüge angeht. Wohingegen Lehrer und Fremdenführer genauere Vorstellungen mitbringen, was bei dem Spaziergang über die Ruinen intendiert werden soll. An der Art der Bewegung der Gruppe wird eine Fixierung an den Leitenden Personen deutlich. Die SuS schwärmen immer wieder aus und kommen dann aber wieder zusammen im Halbkreis der sich um eine Person oder ein Objekt ausrichtet. Dabei trennen sich die sonst auch üblichen Grüppchen von SuS nicht. Es scheinen sich kleiner Gruppen zu finden, die eine festere Form beibehalten. Die Form der “Schulklasse” bleibt trotz dem offenen Gelände bestehen und wird in “Unterrichtssituationen” (frontale Monologe) erkennbar. Mit diesen Annahmen muss man davon ausgehen, dass eine fremde Umwelt für eine institutionalisierte Gemeinschaft kein Hindernis ist, da Schulstrukturen durch Routinen des Zuhörens und Erklärens, die Form aufrecht erhalten und so zumindest soziale Unsicherheiten vermeiden. Aus diesen Überlegungen zur sozialen Integration lassen sich die Art und Weise, wie mit den anderen Kommuniziert wird und wie sich das Kollektiv zusammenhält und bewegt, gut erklären. Bei der System Integration wird es schon interessanter. Hier stoßen die Personen auf ein unbekanntes Gelände, dass wenig routinisierte Anknüpfungspunkte für soziales Handeln im Klassenverband bietet. Am Beispiel 2 lässt sich die Integration des Raumes gut beleuchten. Schüler 1 lässt sich auf einem Stein nieder um sich umzuschauen. Die Anderen Mitglieder der Gruppe wandern umher, neben ihm erzählt eine Lehrerin mit Gesten zu den Trümmern, dass es sich um einen Friedhof handelt, den die Gruppe betreten hat. Sie stellt durch die Armbewegung die Verbindung zu den entsprechenden Teilen der Ruine her. Ein anderer Schüler S2 greift diesen Impuls auf und nimmt ihn zum Anlass eines Kommentares zu S1, indem er das Sitzen auf einem Sarg in Verbindung setzt mit Unglück. Dieser Kommentar bewegt S1 zu einer sofortigen Reaktion. Sie springt auf, lacht verlegen und schaut sich den Stein genauer an. Die Kopplung von sozialer und Systemintegration wird hier deutlich. Nur durch die reziproke Kommunikation und Handlung wird dieser soziale Moment möglich. Gleichzeitig verweist er auch auf ein Vorwissen über Friedhöfe, Särge und Mythen bzw. “Horrorvorstellungen”, die S1 zu einer so impulsiven Handlung motivieren. Die Beobachtung, dass sich die SuS zu Beginn ausschließlich auf der Straße, bzw. vorgetrampelten Pfaden bewegen, obwohl vor ihnen ein offenes Trümmerfeld lag lässt weitere Vermutungen zu. Um die ungewohnte Umgebung irgendwie zu begehen und sich einigermaßen Sicher zu bewegen, scheinen die kleinsten Anzeichen einer bekannten Struktur zu genügen um die Personen zu motivieren in Routinen zu verfallen. Dies lässt ein reflexives Beobachten der Co-Präsenzen aber auch der räumlichen Gegebenheiten zu, die dazu dienen, den unbekannten Raum mit vertrauten Strukturen zu belegen.

Thesen: Das Bekannte ins Unbekannten bringen

These 1: Orientierung findet zunächst über bekannte Strukturen statt, die dem Vorwissen der Personen entnommen sind. Der gepflasterte Weg dient als Ausgangspunkt für die weiteren Erkundungen. Auch andere Pfade werden genutzt, wie die Ziegenpfade zwischen den Ruinen. Die SuS positionieren sich auf den Pfaden und nutzen sie, um einen Weg durch die Geröllhalde zu finden.

These 2: Über Zuschreibung der Eigenschaften entsteht eine Vorstellung des ursprünglichen Geländes. Gebäudegrundrisse, die mit Bildmaterial in Verbindung gebracht zu Häusern werden, Steintruhen, die durch Assoziationen mit Toten zu Särgen werden. Dabei dient die Syntheseleistung mit eigenen Vorstellungen der Rekonstruktion. (vgl. Löw 2009: 158) Im Austausch mit anderen entstehen differenziertere Sinnzuschreibungen, da der Kontext erweitert wird durch die Vorstellungen der anderen.

These 3: Wo viele Personen stehen bleiben, werden Räume aufgrund von These 2 stärker betont. An bestimmten Stellen am Hang wurde deutlich, dass sich die Personen sammeln. An solchen Stellen wurden Zuschreibungen besonders auffällig. Die Gruppe diskutierte über den Eingang zu einer Zisterne, das Familiengrab vor dem Tor oder eine Steinplatte mit altgriechischen Schriftzeichen. So fanden an verschiedenen Punkten auf dem Gelände stärkere Raumrekonstruktionen statt, als auf den Wegen dazwischen.

These 3: Die Reproduktion der sozialen Struktur, die SuS und Lehrer*innen zu einer Klasse macht, ist zu jedem Zeitpunkt der Begehung aufrecht erhalten worden. Dies zeigte deutlich, das die materielle Umwelt nicht so entscheidend ist, darüber wie sich eine institutionalisierte soziale Form selbst reproduziert. Eher wird die Umwelt in der sich eine Klasse bewegt, sofort zum Klassenzimmer, weil Handlungen wie gehorchen, zuhören und lernen stärker wirken als Wände, Stühle und Tafel oder Bäume und Trümmerreste.

Literatur:

Löw, Martina (2009). Raumsoziologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Giddens, Anthony (1986). The Constitution of Society. Outline of the Theory of Structuration. Oxford: Polity Press.

Zitationsvorschlag: Fleischer, Johanna (2016): Die Rekonstruktion des Vergangengen durch kommunikative Interaktion. Kurzstudie im Seminar von Weidenhaus, Gunter: Einführung in die Raumsoziologie. TU Berlin. http://www.fashionresearch.de.

Der befreite Knoten

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viralchakra.com

Ein Plädoyer für beherzte Männerhälse

Bei einer Recherche über den Herrenanzug stolpert man unweigerlich auch über die dazugehörigen Details, zum Beispiel die Krawatte. Mir ging es erst kürzlich so, als ich Google nach Anzügen durchpflügte, dass ich mich plötzlich in einer Welt voller Krawatten bewegte und sich völlig ungeahnte Dimensionen öffneten. Diese ca. 60 x 5 cm minimaler männlicher Gestaltungsfreiraum macht es möglich ganze Romane zu füllen. Aber es waren nicht die Muster und Farben, die mich überraschten, sondern die vielen verschiedenen Arten, die Krawatte zu binden. War es in den 1950er Jahren noch die treu sorgende Ehefrau, die den Knoten zurechtmachte, hat der Mann heute alle Hände voll zu tun, ihn sich selbst zu binden. Doch das scheint den ein oder anderen von ihnen zu beflügeln.  Ich war stets der Überzeugung, es gäbe maximal zwei Arten zu knoten: mit einem doppelten Knoten oder ganz simpel gewickelt. Nun wurde ich schwarz auf weiß, oder besser ausgedrückt Pixel neben Pixel eines besseren belehrt. Der doppelte Knoten nennt sich “Windsor Knot” und scheint einer der gängigsten Knoten zu sein. Er zeichnet sich durch seine breite Form aus, durch seine Unnachgibigkeit und seinen geraden Sitz. Der gewickelte Knoten, von dem ich immer dachte, dass ich ihn selbst erfunden hätte, weil ich stets zu faul war nachzuschauen, wie man eine Krawatte bindet, nennt sich “Victoria Knot”. Er sitzt nicht besonders fest, lockert sich ständig und hat noch dazu eine leichte Schlagseite. Aber beide Techniken haben gemein, das sich eine gerade Schlaufe über den eigentlichen Knoten legt und das Wirrwarr dahinter verbirgt. Ich glaubte, diese Schleife wäre eine Instanz die unumstößlich wäre. Doch ich habe mich getäuscht. Bei meiner Recherche begegneten mir Knoten in verschiedensten Formen Tulpen, Räder, Schlingen und sogar Artischockenherzen waren dabei. Mir schien, das sich genau zwischen den beiden Seiten des Hemdkragens ein kleines Universum der männlichen Selbstverwirklichung verbirgt, die manch hartgesotten rationalen Mann im klassischen Outfit im wahrsten Sinne waghalsig werden lässt.

Ich frage mich, wieso mir diese Vielfalt bisher noch nicht ins Auge gefallen ist. Die einfachste Erklärung wird sein, ich lebe nicht in Großbritannien und niemand in meiner Gegenwart zelebriert den Anzug auf besondere Weise, geschweige denn, die Krawatte. Hier ist sie ein vergleichsweise fader Gegenstand, den man seid Neuestem lieber weglässt zu Gunsten eines unmöglichen Looks mit aufgeknöpftem Hemd. Dieser Stil den man den Gerüchten nach den jungen Start Up Unternehmern nachahmt um jung und dynamischen zu wirken, hat auf mich eher die Wirkung eines halbstarken Gigolos oder eines traurigen Mannes in der Blüte seiner Midlife Crisis. Im Staatsdienst dagegen zeigt Mann sich gern ganz konform mit einem, die eigenen Amtshandlungen unterstreichenden Windsor Knot, der vor Rationalität strotzt, jedem garantiert nicht ins Auge sticht und daher einfach keine – weder gute noch schlechte – Reaktion hervorruft.

Nach dieser Recherche steht meine Meinung allerdings fest: Ein Mann im Anzug sollte einen Schlips tragen und den zu knoten ist keine Nebensache sondern ein Statement. Ich fordere daher mehr beherzte Hälse, geschlossen bis zum letzten Knopf und mit einem formvollendeten Artischockenherz in der Krawatte, dem “Eldredge Tie Knot”.

Von der Savile Row zum Rana Plaza

Wie der Staat versucht die Lücke zwischen Design im Inland und Herstellung im Ausland zu schließen.

http://www.alexandru-remus.ro/en/savile-row/
http://www.alexandru-remus.ro/en/savile-row/

Wie das Magazin Textil Wirtschaft jüngst verkündete, hat der Beruf der Modenäherin/-schneiderin in der letzten Dekade einen gewaltigen Mangel an Berufseinsteigern einbüßen müssen. In den letzten Jahren schrumpfte die Zahl der Neueinsteiger um gut zwei Drittel. Dies ist alarmierend und kurios, ist doch die Textilindustrie in Deutschland ein starker Zweig. So muss man sich Fragen warum eine Branche “händeringend nach Fachkräften sucht” die zur Herstellung unerlässlich sind, dabei aber ohne Unterlass in großem Maßstab produzieren und verkaufen kann. Die Antwort lautet, das die Herstellung schon längst nicht mehr in der Hand deutscher Fachkräfte liegt, sondern ins Ausland verlegt wurde. Die Näher dort sind meist weniger gut ausgebildet, dafür aber günstiger und müssen nicht voll bezahlt werden, da Fremdfirmen ihre Anstellung übernehmen. So spart die Branche zwar Geld, büßt aber die Kontrolle über die Qualität der Produkte ein. Um diesem Dilemma entgegen zu wirken wurde eine Modernisierung des Berufs der/des Modenähers/näherin mit Schwerpunkt auf Planung und Management vorgenommen.
Das erlernen industrieller Produktionsweisen wird in den Hintergrund gestellt. Statt dessen sollen die Auszubildenden sich auf Musterfertigung, Schnittechnik, Qualitätssicherung und Logistik fokussieren. Sie lernen das Handwerk nur noch sporadisch und werden statt dessen auf direktem Wege zu “Produktionsleitern” erhoben in sogenannte “Systemkopf-Funktionen”. Auch die Fächer in “betrieblicher Kommunikation” und “traditionellen Geschäftsbeziehungen” sind Ausdruck dafür, dass es nun in dem Beruf um weit mehr geht, als reine handwerkliche Herstellung. Im Grunde muss das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn (BIBB) einen neuen Beruf erfinden, der die Lücke zwischen Unternehmen und ausländischer Produktion schließen kann.
Doch man scheut sich das Kind beim Namen zu nennen: Der Schneider ist Tot, es lebe der Textilproduktionsmanager! Selbst in der altehrwürdigen Savile Row geht kaum noch jemand in die Schneiderlehre, statt dessen möchte man die letzten Modenäher/innen Richtung Rana Plaza schicken, um den Heerscharen schlecht ausgebildeter Fachkräfte im Ausland auf die Finger zu schauen. Doch die meisten bleiben lieber hier und studieren im Anschluss an die Ausbildung Modedesign.
Um es mit Ogburn hier auf den Punkt zu bringen: Die Modeindustrie hat einen “Cultural Lag” erlitten. Die institutionellen Berufsbilder, die gelehrt werden entsprechen längst nicht mehr den Produktionsweisen. Die Modenäher/innen lernten noch die industrielle Fertigung der Stücke um in Fabriken in die serielle Produktion einzusteigen. Mit der Auslagerung der Produktion zu Fremdfirmen im Ausland werden diese Kenntnisse hinfällig. Es muss ein neues Berufsbild geformt werden und ein altes abgeschafft. Doch das Alte will nicht einfach weichen. Um den Abschiedsschmerz zu ersparen wird es kurzerhand umbenannt und mit neuen Inhalten wiederbelebt. Und siehe da: Der/die Textil- Modenäher/in erblickt das Licht der Welt, dazu gemacht mit Nadel und Faden die Kontrolle über die Qualität der Produkte wieder herzustellen. Einer der Schwachpunkte liegt wohl in der Organisation der Ausbildungen an sich. Da der Staat die Organisation und Förderung der Ausbildung übernimmt und über die Inhalte verfügt, die dazu gehören, ist die Reaktion auf ein schnell wandelndes Wirtschaftsumfeld recht träge. Während die Auslagerung der Produktion schon in den 70er Jahren durch verschiedenen Importregelungen begann, wurde seid dem Jahr 1997 keine Anpassung durch das BIBB vorgenommen. Einzelne Betriebe hatten zwar die Möglichkeit ihre Lehrlinge auf die veränderten Bedingungen vorzubereiten, aber dies geschah außerhalb vom Ausbildungscurriculum. Nun sind die neuen Lehrinhalte bis 2020 festgeklopft, dann wird erneut evaluiert.
Ob sich damit allerdings die Zahlen der Berufseinsteiger ändert bleibt fraglich. Denn antworten darauf, warum so wenige in den letzten Jahren diesen Beruf ergriffen haben, gibt es nicht. Wage Vermutungen lauten, dass wohl die Produktion im Ausland daran Schuld sei. Aber die wird mit einem aufgepeppten Lehrinhalt nicht enden, im Gegenteil werden die Aufgaben der Textil- und Modenäherinnen noch stärker im Ausland angesiedelt. Und welchem jungen Berufseinsteiger wird die Vorstellung schon gefallen sich in der Hauptsache mit schlechten Produktionsbedingungen auseinanderzusetzen, die es nicht zu verbessern, sondern effizienter auszubeuten gilt.

Normcore and the Internet

Normcore at Prada's Milan show and Larry David, rated as the embodiment of the normcore aesthetic.
http://www.theguardian.com/fashion/2014/dec/17/normcore-spoof-marketing-term-fashion-phenomenon

Yesterday I found that article in the I-D magazine. It says that the Internet let the youth extend new subcultures and break with the old traditions to shock the world with disobedience and inadequate behavior, instead coming together to enjoy conservatism and standardisation, trying to overcome individualisation and express the unwillingness to be different The New York magazine published an article with a header saying “Normcore: For Those Who Realize They’re One in 7 Billion”.

I just don’t think its a new phenomenon. I think it’s the ancient game of movement and countermovement, but more contingent with the internet as a communication platform.

Read the article here.

Diana Vreeland

vreeland1_t500x535The Eye Has To Travel

I was always mad about clothes. You don’t get born in Paris and forget about clothes for five minutes. Diana Vreeland

The event takes Place in the Galleries Lafayette in Berlin. A small mall with a big glasssculpture inside, looking like a big cone. All is well structured and along the cone the clothrails loop around. Inside the cone, a big modell of the Eiffeltower. This mall makes it unambigous, that it belongs to the Galleries Lafayette in Paris, promising the same glamour and luxury. But this Evening belongs to a special Person and the little Eiffeltower is watching, because she is a born Parisian. A Celebration for an Icon of fashion. A women who commit herself to Fashion. Diana Vreeland, the women who invented the profession of the fashioneditor and usher a new era of fashionjournalism. Continue reading