Der Schuh als Instrument des Körpers

Eine Hausarbeit im Rahmen des Seminars Körper-Technik-Kopplungen SoSe 2015, TU Berlin


Wie der Schuh Körper-Technik-Kopplung hervorbringt

Auszug aus der Ethnografie:

Der Golfer und sein Schuhzeug

Als ich 2010 mit meinem Designstudium fertig wurde bekam ich eine Stelle bei einer Bekleidungsfirma, die sich auf Golfsportbekleidung spezialisiert hatte. Der Verkaufsschlager waren Golfschuhe, die aussahen wie Sneaker. Als Assistentin hatte ich die Aufgabe dem Chefdesigner neue Entwürfe zu liefern und technische Details zu entwickeln. Der Golfschuh entpuppt sich nun als ein interessantes Beispiel für eine mikrosoziologische Betrachtung des Schuhwerks.

Der Golfschuh ist ein traditionsreiches Objekt, dass durch die feine englische Gesellschaft etabliert wurde. Dabei handelt es sich meist um einen eleganten Lederschuh im Budapester Stil, mit einer glatten Ledersohle, die sich gut auf dem Rasen dreht und ihn dabei nicht zerpflückt. Für lange Märsche über das grün sollte der Schuh gut gepolstert und bequem sein, als auch wettertauglich. Wer nicht über passendes Schuhzeug verfügt darf das Grün des Golfplatzes nicht betreten. Die Regeln dieser Gesellschaft werden beim Erwerb der Platzreife vermittelt. Dabei wird durch einen erfahrenen Trainer dem Schüler die Haltung beim Abschlag, die richtige Wahl beim Schläger und der höfliche Umgang mit anderen Spielern gezeigt. Auch die Kleiderordnung hat einen hohen Stellenwert. Schilder im Klubhaus erinnern daran, das Straßenschuhe und Jeanshosen nicht gern gesehen sind. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird höflich, aber bestimmt auf diese hingewiesen, was als peinlich gewertet werden muss, da man sich als ein Outsider zeigt. Doch der traditionelle Golfschuh hielt dem Trend der technischen Innovation nicht stand. Er erscheint als feiner Lederschuh für ein zunehmend rationalisiertes Sporterlebnis zu wenig ausgefeilt. Den größten Absatz machte die Firma, bei der ich arbeitete, mit wechselbaren Spikes, die man mit Schrauben in den Schuh drehen konnte. Dazu bedurfte es jedoch einer neuen Sohle. Die herkömmliche Ledersohle war zu dünn für die Schrauben. Sie musste verstärkt werden, damit auch die Gewinde darin Platz hatten. Zusätzlich wurde sie aus Gummi gefertigt, was eine günstigere Herstellungsweise ermöglichte und neue Formgebungsmöglichkeiten. So war es möglich einen Sportschuh, ähnlich einem halbhohen „Converse All Stars“ auf die Sohle zu setzen. Ein klarer Bruch gegen die Regeln der klassischen Golfergemeinde aber ein Verkaufsschlager beim jungen Klientel. Bei meiner Arbeit ging es vor allem darum die Sohle entscheidend darauf abzustimmen, dass die Bewegung beim Golfen perfekt gestützt werden. Dies war Millimeterarbeit bei der Positionierung der Spikegewinde. Immer wieder beobachteten wir die Abschlagsdrehung eines Sportlers, testeten die Prototypen und versuchten so die größtmögliche Übereinstimmung zu finden. Alles geschah an unserem Hausmodell. Von diesem Hausmodell ließen wir einen Fußabdruck nehmen, aus dem ein Leisten gefertigt wurde. Dieser Körperabdruck diente nun als Schablone für das Schuhdesign. Es gilt den Schuh perfekt dieser Körperform anzupassen. So sollen bestimmte Areale gestützt, andere geschützt und vorteilhaft geformt sein.

Die vollständige Hausarbeit als PDF hier lesen:

Der Schuh_Fleischer_2015

Zitationsvorschlag: Fleischer, Johanna (2015): Der Schuh als Instrument des Körpers. Hausarbeit im Seminar: Körper-Technik-Kopplung bei Cornelius, Schubert. TU Berlin.


[1] GA:  Heidegger, Martin (1936):  Der  Ursprung  des Kunstwerks, 19.